Besondere Aufführung in der Peter-Weiss-Gesamtschule

Der Trend zum Selbermachen ist offenbar an den Schulen angekommen. So nutzte der Literaturkurs der Peter-Weiss-Gesamtschule das 12. Schuljahr, um selbst ein Theaterstück zu schreiben, das passende Bühnenbild zu zimmern und kurz vor den Ferien „Ein ehrenwertes Haus“ aufzuführen. Umso größer die Aufregung vor der Premiere. Sitzen die Texte? Werden die Gags zünden? Kommt der Stoff überhaupt beim Publikum an?
Dem Publikum bot sich das Foyer eines Mietshauses. Türen zu Wohnungen, eine Treppe in die oberen Etagen, der Ausgang. Ansonsten: Chaos. Werkzeug liegt herum und auch sonst jede Menge Unrat. Wie passend also, dass als erstes zwei Putzfrauen die Szenerie betreten – auf der Suche nach Hausmeister Meyer, der ebenfalls im ehrenwerten Haus wohnt. Die eine hämmert gegen seine Wohnungstür. Keine Reaktion.
Immer wieder öffnen sich Türen, Bewohner kommen heraus, gehen hinein, sprechen miteinander, sprechen übereinander. Willkommen im Mikrokosmos Mietshaus, in dem jeder jeden kennt. Die Alten, die ihr halbes Leben zusammen in diesem Haus wohnen, die jungen, von denen einer eine Grasplantage im Keller betreibt. Selbstredend illegal. Hinter jeder Tür steckt eine kleine Geschichte. Da sind auch die Bewohner mittleren Alters, ein verhinderter, weil invalider Profifußballer mit seiner Frau und den Töchtern im Teenager-Alter. Die beiden gehen kriminalistisch der Frage nach, um die sich das ganze Stück dreht: Wo ist der Hausmeister?
Bei der Premiere am Dienstag gerät jeder einzelne Auftritt in dem Episodenstück zum Spektakel samt Szenenapplaus. Ob der homosexuelle Sugar Daddy aus dem Penthouse auftritt oder Ronny, der in Volkspolizei-Unform von den guten alten Zeiten im Osten schwärmt: Das Publikum klatscht, das Publikum lacht. Schließlich gibt das Ensemble noch zwei choreografierte Tanznummern zum besten – und auch die sitzen. Als DDR-Ronny zum tänzerischen Sprung aus der Time-of-my-life-Szene in Dirty Dancing ansetzt, gibt es kein Halten mehr. Dass der Hausmeister Opfer eines Rachemords wurde, ist da nur noch Nebensache und die allgemeine Nervosität vom Anfang längst verflogen.