Peter Weiss

Vita

1916

8. November: Peter Weiss wird als Sohn eines zum Christentum übergetretenen jüdischen Textilfabrikanten ungarischer Herkunft und einer Schauspielerin schweizer Herkunft in Nowawes, heute Neubabelsberg, bei Berlin geboren.

1935

Zusammen mit der Familie Emigration nach England. Besuch der Politechnic School of Photography. Weiss malt unter anderem “Die Maschinen greifen die Menschheit an”, “Londonslum” und schreibt “Bekenntnis eines großen Malers”.

1936 Emigration nach Prag, wo er bis 1938 an der Kunstakademie studiert und für sein Gemälde “Gartenkonzert” den Akademiepreis erhält.

ab 1939

Flucht über die Schweiz nach Schweden, wo er sich in Stockholm niederläßt und bis zu seinem Tode lebt. Seinen Lebensunterhalt verdient er sich als Textilmusterzeichner und an privaten Malschulen. 1945 erhält er die schwedische Staatsbürgerschaft.

1952

Der Mikroroman “Der Schatten des Körpers des Kutschers” erscheint im Suhrkamp-Verlag, auch alle seine weiteren Werke werden dort veröffentlicht.

1962/1963

Veröffentlichung des autobiographischen Romans “Abschied von den Eltern”.

1963

Für den autobiographischen Roman “Fluchtpunkt” wird Weiss mit dem Schweizer Charles-Veillon-Literaturpreis ausgezeichnet. Veröffentlichung des Fragments “Das Gespräch der drei Gehenden”, das die Bewußtseinsschichten eines herumgestoßenen Heimatlosen erschließt. Debüt als Dramatiker mit der Kasperle-Moritat “Nacht mit Gästen” in der Schiller Theater-Werkstatt in West-Berlin.

1964

Die Uraufführung von “Die Verfolgung und Ermordung Jean-Paul Marats, dargestellt durch die Schauspielgruppe des Hospizes zu Charenton unter Anleitung des Herrn de Sade” im Schiller Theater in West-Berlin wird zu einem sensationellen Erfolg. Auch in Schweden, Frankreich, England, DDR (1965) und in New York wird das Stück begeistert aufgenommen. 1967 wird es durch den britischen Regisseur Peter Brook verfilmt.

1965

Weiss, der Mitglied der schwedischen Kommunistischen Partei ist, erklärt auf einem Schriftstellerkongress in Weimar: “Zwischen den beiden Wahlmöglichkeiten, die mir heute bleiben, sehe ich nur in der sozialistischen Gesellschaftsordnung die Möglichkeit zur Beseitigung der bestehenden Mißverhältnisse in der Welt”. 19. Oktober: Gleichzeitige Uraufführung des Oratoriums “Die Ermittlung” in West- und Ost-Berlin, sowie in Erfurt, Essen, Gera, München, Halle, Leipzig, Köln, Rostock, Potsdam, Dresden, Cottbus, Altenburg, und Neustrelitz. Das erfolgreiche Stück wird auch in England, Schweden und New York aufgeführt sowie später in Ost und West vom Fernsehen übernommen. Das Werk stellt eine szenische Dokumentation des Frankfurter Auschwitz-Prozesses dar. Die Tantiemen aus westeuropäischen Aufführungen spendet Weiss ehemaligen Auschwitz-Häftlingen und Opfern des südafrikanischen Apartheid-Regimes.

1966

Auszeichnung mit dem Heinrich-Mann-Preis.

1967

Uraufführung des politischen Musicals “Der Gesang vom lusitanischen Popanz”, das die noch bestehende portugiesische Kolonialherrschaft angreift. Teilnahme an Bertrand Russels Tribunal gegen den Vietnam-Krieg in Stockholm, einer der sogenannten Richter ist Jean Paul Sartre.

1968

Uraufführung des “Diskurs über die Vorgeschichte und den Verlauf des lang andauernden Befreiungskrieges in Vietnam als Beispiel für die Notwendigkeit des bewaffneten Kampfes der unterdrückten gegen ihre Unterdrücker sowie über die Versuche der Vereinigten Staaten von Amerika, die Grundlagen der Revolution zu vernichten” in Frankfurt/Main, danach in Rostock.

1970

Uraufführung des Schauspiels “Trotzki im Exil” in Düsseldorf. Darin gibt Weiss eine diskursive Analyse der russischen Revolution in Form eines historisch-politischen Bilderbogens.

1971

Uraufführung des Stückes “Hölderlin” in Stuttgart. Weiss stellt darin den Dichter als einen Revolutionär dar, der an der Realität zugrundegeht.

1974

Reise in die Sowjetunion zum Schriftstellerkongress nach Moskau und nach Wolgograd.

1975-1981

Nach einer Publikationspause von vier Jahren veröffentlicht Weiss den ersten Band der Trilogie “Die Ästhetik des Widerstands”. Der zweite Band folgt 1978 und der dritte 1981. Das Werk stellt einen Versuch dar, die historische und gesellschaftliche Erfahrung der Zeit zwischen 1917 und 1945 sowie ihre ästhetischen und politischen Erkenntnisse darzustellen. Weiss entwirft dabei ein Gesamtbild der euopäischen Linken in diesem Zeitraum.

1982

Bei der Uraufführung seines letzten Theaterstückes “Der neue Prozeß” in Stockholm, führt Weiss selbst die Regie.

10. Mai 1982: Peter Weiss stirbt im Alter von 65 Jahren in Stockholm.

Peter Weiss wird posthum mit dem Georg-Büchner-Preis ausgezeichnet.

Weitere Informationen: Deutsches Historisches Museum, Berlin

Geschichte der Schule

Namensgebung

Fünf Jahre nach ihrer Gründung sollte für die „Gesamtschule Unna“ ein „richtiger“ Schulname gefunden werden. Erste Vorschläge wie „Gesamtschule Süd“, „Gesamtschule am Hellweg“ oder „Regenbogen-Gesamtschule“ fanden kein Interesse, weil sie zu wenig Aussagekraft hatten. Auch sollte die PWG nicht, wie viele andere Schulen, Heinrich Böll oder Erich Kästner als Namensgeber erhalten. Der gesuchte Name sollte zur Identifikation einladen, aber auch den erzieherischen Anspruch der Schule in Kurzform repräsentieren, d.h., zu kritischer Auseinandersetzung mit der Welt und politischem Engagement herausfordern. Gewählt wurde schließlich mit großer Mehrheit Peter Weiss.

Der Künstler Peter Weiss arbeitete als Filmemacher, Maler und Schriftsteller. Weil er von den Nationalsozialisten als Jude verfolgt wurde, musste er aus Deutschland emigrieren. Aber auch nach dem zweiten Weltkrieg beendete er sein Exil im neutralen Schweden nicht. Denn er stand der ökonomischen, gesellschaftlichen und politischen Ordnung der beiden deutschen Staaten höchst kritisch gegenüber.

Peter Weiss hielt das gesamte Europa nach 1945 für einen einzigen Friedhof „von betrogenen, verratenen und gemordeten Hoffnungen“. Doch nicht nur seine Biografie verweist auf die katastrophale jüngere Geschichte Europas. Seine literarischen Werke laden auch heute noch jeden Tag zum kritischen Denken ein. Die PWG Unna ist die einzige Schule in Europa, die den Namen Peter Weiss trägt. Das macht uns einzigartig. Darauf sind wir sehr stolz. Der Name stellt aber auch eine große Verpflichtung dar. Wir bemühen uns jeden Tag, dieser Verpflichtung zu leben.

Am 25. September 2011 feierte die Peter-Weiss-Gesamtschule ihr 25-jähriges Bestehen mit einer Feierstunde und einem mehrtägigen Schulfest.

Peter Weiss
Die Jubiläumstorte schnitten Bürgermeister Werner Kolter (links) und Schulleiter Rainer Schollas (rechts) an.